Die kleinen Bücher der Arche 446/447
Gedichte auf Gottfried Benn
Leseprobe:
S. 32 HERBST.
Ich hänge meine Seele in den Wind.
Nicht länger kann ich sie in mir bewahren,
den Träumen, ihren tödlichen Gefahren,
setz' ich sie aus nun ungeschützt und blind.
Ich suche nicht mehr nach dem toten Kind.
Ich gehe hoffnungslos durch leere Strassen.
Da sind noch Spuren, wo einst Freunde sassen -:
Wer weiss, ob wir uns je begegnet sind.
S. 30 GOTTFRIED BENN.
Privatim ein Bürger
mit Kitschhang und Homburg
ein Mann der fast weibisch
an Schnittblumen roch
zu weich
zu sensibel
trotz Morgue nie ein Schlachter
brutal nur aus Notwehr
höflich aus Angst
Kein Kluger durch Wissen
ein Tiefer aus Leiden
was dem Fiebernden Schweiss ist
das war ihm der Vers
Nur als Künstler ein Wolf