Beschreibung
Steine sind durch und durch Gegenwart, geschichtet seit je und für immer. Weder haben sie, wie die Pflanzen, einen Trieb, der sie werden lässt, noch kennen sie, wie wir, die Sehnsucht, zu sein und zu vergehen. Irgendwann sind sie entstanden, gewiss, irgendwann werden sie verwittern, mit uns und unseren Massen jedoch haben ihre Perfekt- und Futurformen nichts gemein. Steine ruhen in sich selbst, und zwar so endgültig, dass alles, was sie dem Gesetz des Zerfalls unterstellt, von aussen kommt - niemals, wie bei Pflanzen und Lebewesen, aus eigenen Adern oder Zellen. Unsere Geschichte, die Action meint, nicht Ablagerung, strömt und strudelt an den Steinen vorbei. Steine sind kein Gegenstand unseres Denkens, für unsere Sinne kein Rätsel: Steine sind Steine. Es gibt einen Stein - und es gibt ihn in allen Kulturen, in jeder Weltgegend -, der gerade dem widerspricht. Dieser Stein hat ein Gesicht, er hat Geschichte. (Thomas Hürlimann)