Beschreibung
Dieses Werklein hat den richtigen Autor - und zugleich den falschen. Da ich dieses scheinbare Paradox sofort auflösen werde, ist dies hier kein klassisches Vorwort, sondern eine Betrachtung anstelle eines Vorworts. Den richtigen Autor hat das Buch, weil es Tatsachen und Gegebenheiten, Beobachtungen und Episoden aus nicht weniger als 15 Journalistenjahren in Deutschland oder zumindest mit Deutschland schildert. In der Tat sind es in den Tagen, da ich dies niederschreibe, genau 15 Jahre her, seit ich am 1 November 1977 meine Korrespondententätigkeit aus Deutschland für den Bund, das St.Galler Tagblatt, das Vaterland, das Aargauer Tagblatt, den Landboten und die Bündner zeitung aufgenommen habe. Und später, bei der Tagesschau, bin ich immer wieder nach Deutschland gereist, habe über Wahlkämpfe und Terrorakte, über Grossdemonstrationen und Finanzaffären berichtet. Beruflicher Zufall wollte es dann, dass ich März 1989, völlig ahnungslos wie viele andere auch, wieder nach Bonn zog. Und schon im Herbst durfte ich den Höhepunkt meines bisherigen Journalistenlebens hautnah erleben, barst die Berliner Mauer, krachte das SED-Regime zusammen, wurde der ganze real existirende Sozialismus in Osteuropa von den winds of change, denen J.F. Kennedy gesprochen hatte, buchstäblich in den Orkus der Geschichte verweht. In dieser Hinsicht bin ich der richtige Autor. Ich kenne die Völker, die ich verglichen habe. Ich kann, um das Wort von Leopold Ranke zu erweitern, nicht nur sagen wie es gewessen ist, sondern auch wie sie gewesen sind, wie sie sind. Als Deutschschweizer in Deutschland verspüre ich täglich diese feinen Unterschiede, die bei aller vordergründigen Ähnlichkeiten zwischen Deutschen und Deutschschweizern bestehen, jene sensiblen Differenzen zwischen Schmidt und Schmid, die leicht zu erfühlen, aber recht schwer zu fassen und zu beschreiben sind.