Welche Kraft setzen wir in unserer freien Gesellschaft
an Stelle der schwindenden Autorität?
Mendel geht im ersten und zweiten Teil seines «Plädoyers»
von der Tatsache aus, dass «jede Gesellschaft seit den Anfängen
der Menschheit auf dem Phänomen Autorität basierte». Von der Autorität Gottes führt eine Stufenleiter über
die Autorität des Staatsoberhauptes, des militärischen Vorgesetzten
zur Autorität des Vaters. Autorität ist somit «eine
auf der hierarchischen Stufenleiter von oben nach unten
zunehmende Enteignung». Total enteignet ist das Kind. -
Könnte nun nicht, so fragt Mendel im dritten Teil der Abhandlung,
aus der Gemeinschaft der «total Enteigneten»,
der Kinder und Jungendlichen, eine neue gesellschaftliche
Gruppe entstehen, die ihre Ansprüche geltend macht und
in den Gang der Entwicklung aktiv eingreift? - Das wäre
vielleicht möglich, wenn wir in der offenen Auseinandersetzung
mit Konflikten, die jeder von uns hat, einen neuen
kulturellen Wert erblickten. Bisher haben wir unsere Konflikte
mit Hilfe der Autorität verschleiert. Diese Autorität
jedoch ist im Zerfall begriffen. So bleibt uns nichts anderes
übrig, als zu lernen, mit unseren Konflikten umzugehen.
Bereits das Kind und der Jugendliche müssen diese Kunst
lernen, und das können sie nur in ständiger offener Auseinandersetzung
mit dem Erwachsenen.