In Frakturschrift
Insel-Bücherei Nr. 138, 36. - 45. Tausend
Über Lesen und Bücher
Leseprobe: Über Urteil, Kritik, Beifall und Ruhm.
Mit dem nicht geschmackvoll gewählten Ausdruck GESCHMACK bezeichnet man diejenige Auffindung, oder auch lose Anerkennung, des ästhetisch Richtigen, welche ohne Anleitung einer Regel geschieht, indem entweder keine Regel sich bis dain erstreckt, oder auch dieselbe dem Ausübenden, respektive bloss Urteilenden, nicht bekannt war. Statt GESCHMACK würde man ÄSTHTISCHES GEFÜHL sagen können; wenn dies nicht eine Tautologie enthielte.
Der Auffassende, urteilende Geschmack ist gleichsam das Weibliche zum Männlichen des produktiven Talents, oder Genies...