Hat es in der Antike ein Matriachat gegeben?
Die Antwort, die die Altertumswissenschaft auf diese Frage zu bieten hat, fällt keineswegs eindeutig aus.
Die Meinungen reichen von völliger Verneinung bis emphatischer Bejahung.
Stritt man in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts noch um die Faktizität eines Matriarchats bzw. einer mutterrechtlichen Gesellschaftsordnung in der Antike, so geht es in der gegenwärtigen althistorischen Forschung in erster Linie im die Verortung des Matriarchats im Raum des Imaginären.
Die althistorische Matriarchatsdiskussion, die hier erstmals in ihren wesentlichen Etappen aufbereitet ist, bietet Einblick in die Konstruktion eines geschichtsmächtigen Mythos, in dem die Widersprüche der Gegenwart aufgehoben sind; sie konfrontiert aber auch mit einem wichtigen Kapitel sozial- und kulturhistorischer Theoriebildung, das der Altertumswissenschaft ein wesentliches begriffliches Instrumentarium zur Erfassung antiker Gesellschaftsstrukturen hinterlassen hat.