Henri Rousseau (1844—1910) war von Beruf niederer Verwaltungsbeamter in einem Pariser Stadtzollbüro. Unter dem
Beinamen "Der Zöllner" ging er in die Kunstgeschichte
ein.
Mit einundvierzig Jahren quittierte Rousseau seinen Dienst
und beschloß, seinen Lebensunterhalt ausschließlich mit der
Malerei zu verdienen, die er sich im wesentlichen selbst
beigebracht hatte. 1885 stellte er erstmals im Pariser Salon des
Refuses aus; im eigentlichen Sinne entdeckt wurde er erst 1906
durch Picasso. Seitdem betrachteten die Kubisten, die Symbolisten und Surrealisten diesen berühmtesten und eigenständigsten Vertreter einer sogenannten naiven Malerei, die für die Entwicklung der modernen Kunst am Anfang des 20. Jahrhunderts so wichtig werden sollte, ebenso als einen der ihren wie die deutschen Expressionisten des „Blauen Reiter“.
Der faszinierenste und wichtigste Teil seines Werkes sind die
Dschungelbilder — fünfundzwanzig Gemälde, die die Träume
eines phantasiebegabten Großstadtmenschen von Exotik,
Wildnis und Abenteuer erzählen und in denen sich die
vielschichtigen Zeitströmungen der Jahrhundertwende wiederfinden lassen — von Baudelaires Künstlichen Paradiesen über
die Entdeckung primitiver Kulturen durch Ethnologen,
Weltreisende und Künstler bis hin zu Freuds Traumdeutung.
Begleitet von einem einführenden Text der Münchner Kunsthistorikerin Cornelia Stabenow, ergeben Rousseaus Dschungelbilder, die in diesem Band erstmals geschlossen wiedergegeben sind, ein einzigartiges Bilderbuch für Kinder und Erwachsene.