Gelehrte Verhandlung von denen sogenannten Vampiren oder zurückkommenden Verstorbenen
Die Toten, die nachts in vampirischer Gestalt Gräbern und Gruf0ten entsteigen, um unter Lebenden zu jagen, sind hier nicht romantische Zutat eines gotischen Horrors, sondern grausige Realität: Zauberkundige Päpste und Heilige zitieren Verstorbene als lebende Leichname aus ihren Gräbern, um sie zu richten oder zu exorzieren. Calmet beschreibt nekromantische Rituale ketzerischer Priester, weiht in Geheimnisse längst verschwundener Kirchen ein und schildert die monströsen Prak- tiken fanatischer Vampirjäger.
Der gelehrte Bencdiktinerabt in Senones in Lothringen galt zu seiner Zeil als universell akzeptierte Autorität in Fragen des Glaubens und der Kirchengeschichte. Wie kein anderer hatte er Zugang zu alten Chroniken und geheimen kirchlichen Akten. deren intime Kenntnis seine Studien über die Hintergründe der damals kursierenden Berichte über zurückkommende Verstorbene erst ermöglichten. Sein 1746 in Paris, 1751 in deutscher Übersetzung in Augsburg erschienenes Werk wird bis heute als authentisches, außerordentlich rares Dokument der Varnpirismusforschung geschätzt und gesucht.
Im Nachwort berichtet der Herausgeber. Dipl.-Psych. Wolfgang Bauer, von anderen Schriften über die »Untoten« und die oft schamhaft verschwiegenen »wilden Zeichen« an den Leibern der Blutsauger. Die vier berühmten Paragraphen aus Michael Ranfts »Tractat vom Kauen und Schmatzen der Toten in ihren Gräbern« über die »Erhebung und Auffrichtung des männlichen Gliedes an todten Cörpern« sind hier erstmals vollständig wieder abgedruckt. Mit den Erkenntnissen heutiger Psychologie deutet Bauer das Phänomen der Vampirhysterie des 18. Jahrhunderts neu.