2. überarbeitete und ergänzte Auflage. - "Eine Biografie über den neuen Kremlherrscher zu schreiben, war nicht einfach. Man weiß einfach zu wenig über das Leben des langjährigen Geheimdienstmannes." Diese einleitenden und zugleich einschränkenden Worte von Alexander Rahr bezeugen die Problematik, mit der jeder Verfasser eines Putin-Buches zu kämpfen hat. Doch vorweggenommen: In seiner Schilderung der Karriere des russischen Präsidenten hat Rahr das Beste aus den vorhandenen Informationen gemacht.
Ganz im Gegenteil zum kurz zuvor erschienenen russischen Gesprächsband Aus erster Hand, über den Rahr wenig Schmeichelhaftes zu berichten weiß, legte der deutsche Autor die Betonung auf den Politiker Putin und lässt die Privatperson eher außen vor. Herkunft oder Familie werden natürlich behandelt; im Mittelpunkt von Rahrs Band steht jedoch Putins Weg an die Spitze Russlands. Und der liest sich stellenweise wie ein Politkrimi erster Güte. Der Niedergang des Kommunismus, russische Reformpolitik und das Machtstreben des Jelzin-Clans sind die spannenden Rahmenbedingungen von Putins Werdegang und folgerichtig erläutert Rahr diese ausführlich und mit Tiefgang -- ein weiterer Pluspunkt gegenüber dem doch eher oberflächlichen Interviewbuch.
Nicht immer kann Rahr Sachverhalte endgültig klären, da ist auch Putins Geheimdienstvergangenheit, aber der Autor vergibt es sich nicht, dann verschiedene Alternativen aufzuzeigen. Ein weit besserer und informativerer Ansatz als im stillen Autorenkämmerlein einfach eine unbestätigte Variante auszuwählen. Überhaupt nutzt Rahr alle verfügbaren Informationsquellen, von Aussagen Putins über andere Veröffentlichungen bis zum Internet. So entstand eine möglichst ausgewogen angelegte Betrachtung von Putins Lebens zwischen Schulzeit, KGB-Dienst, politischer Lernphase und russischer Präsidentschaft. Eine Biografie, die zugleich ein aufschlussreiches Buch über die jüngste sowjetisch-russische Geschichte ist.