"Meine Nerven waren am Ende, Müdigkeit überfiel mich. Chris folgte langsam, sehr langsam. "Halte, halte", rief sie einmal. "Natürlich halte ich", versuchte ich mich mit ruhiger Stimme hinabzurufen. Obwohl der Stand nicht einmal einen Haken hatte, bloss eine kräftige Sanduhr, doch ich sagte mir, die Sanduhr, gewachsener Fels, hält mehr als jeder von Menschen gesetzte Haken. Das sagte ich mir immer wieder. Und schaute hinab über die ausgesetzte Wand, sah wieder Menschen wie Ameisen auf dem Alpweg, sah den jungen Burschen der Chreialp zustreben. Drei Jahre sind vergangen. Da geht er, sein Herz zittert, doch nicht aus Angst vor dem Fels, denn er ist ein hervorragender Kletterer. Neben ihm wandert eine junge Frau. Die erste heimliche Liebe. Doch nie, niemals hätte er den Mut gefunden, ihr das zu sagen. Denn sie stammte aus einer andern Welt, sie hatte lange, perlmutterfarbene Fingernägel, dunkle Haare, warme Augen, auf den Wangen ein Muttermal. Tochter aus gutem Haus, er ein kleiner Lehrling, ohne Geld, ohne Kultur, nur mit den Bergen im Kopf. Nein, nie wollte er eine Frau heiraten, die nicht kletterte."