Es ist keine ideale oder idealisierte Gesellschaft, die mitsamt ihrer Insel (einer der Orkneys) dem Moloch Staat und Armee weichen soll. Es ist ein Dorf von kleinen Leuten, die den Alltag und das Leben nicht meistern, aber meistens überstehen. Der Hunger ist oft nicht nur Schatten, Krankheiten sind nie weit, und das Meer nimmt regelmässig den Tribut von den Fischern.
George Mackay Brown zeichnet sie liebevoll, "seine" Inselbewohner: Schlitzohr Joseph Evie macht sich die Leute von seinem Laden und den Verbindungen zur Obrigkeit abhängig, doch seine Frau übertrifft ihn im einträglichen Umgang mit den Mitmenschen. Die schottische höhere Gesellschaft ist vertreten durch die interessante Reiterin Miss Fortin-Bell - sie ist nicht nur das frische Gegenbild zur gräulichen Lehrerin Miss Invernary aus Edinburg, sondern auch das schöne Gift für die Männer der Insel. Da ist Lokaldichter Jeremias Jonathan Skarf, der seine Schöpfungen jeweils sofort nach Entstehung in der Bar nebenan vorlesen muss. Da ist der schräge Timmy Folster, er haust in der letzten Ruine, trinkt heimlich Brennsprit und redet von sich nur in der dritten Person. Da sind so viele Geschichten, Schicksale, die sich einprägen, nach denen man süchtig wird.
Und wenn wir alle kennen- und sogar liebengelernt haben, kommt die Armee mit einem "Verteidigungskonzept" übelster Sinnlosigkeit. Die Leute werden "ausbezahlt", die Häuser und Höfe zusammengeschlagen, die Insel wird ausgehöhlt. Eine mehrhundertjährige Kultur, auch wenn sie noch so karg und bedürftig ist, wird in paar Tagen vernichtet.
Aber den Leuten kann man den Besitz nehmen, das Land, die Häuser - nicht jedoch die Sehnsucht, die Verbundenheit mit ihrer Geschichte, und ihre Geschichten! Nachdem der Moloch sich selber aufgehoben hat, landet eines nachts eine Gruppe entschlossener Männer auf der Insel, und mit einem Ritual beginnt eine neue Zeit.