Insel-Bücherei Nr. 190
Erzählung aus dem Zeitalter Ludwigs XIV.
In der Strasse St. Honoré war das kleine Haus gelegen, welches Magdaleine von Scuderi, bekannt durch ihre anmutigen Verse, durch die Gunst Ludwig des XIV. und der Maintenon, bewohnte. Spät um Mitternacht - es mochte im Herbste des Jahres 1680 sein - wurde an dieses Haus hart und heftig angeschlagen, dass es im ganzen Flur laut widerhallte. - Baptiste, der in des Fräuleins kleinem Haushalt Koch, Bedienten und Türstehen zugleich vorstellte, war mit Erlaubnis seiner Herrschaft über Land gegangen zur Hochzeit seiner Schwester, und so kam es, dass die Martinière, des Fräuleins Kammerfrau, allein im Hause noch wachte. Sie hörte die wiederholten Schläge, es fiel ihr ein, dass Baptiste fortgegangen und sie mit dem Fräulein ohne weiteren Schutz im Hause geblieben sei; aller Frevel von Einbruch, Diebstahl und Mord, wie er jemals in Paris verübt worden, kam ihr in den Sinn, es wurde ihr gewiss, dass irgendein Haufen Meuter, von der Einsamkeit des Hauses unterrichtet, da draussen tobe, und eingelassen, ein böses Vorhaben gegen die Herrschaft ausführen wolle, und so...
In Frakturschrift
Persönlicher Namenseintrag von Georg Thürer