In Frakturschrift
Insel-Bücherei Nr. 212, 11. - 20. Tausend
Herr Halewijn - Eine flämische Märe
Leseprobe: Erstes Kapitel. Vorn den zwei Schlössern.
Herr Halewijn sang ein Lied.
Und jegliche Jungfrau, die es hörte, musste zu ihm gehn.
Nun will ich euch, wackere Flamen, die Geschichte von dem besagten Herrn Halewijn und von seinem Liede erzählen und von dem unerschrockenen Fräulein Machteld: Zwei stolze Schlösser waren in der Graffschaft Flandern. Auf dem einen sass der Herr von Heurne mit der Dame Gonde, seiner guten Frau, mit Toon dem Schweiger, seinem Sohne, Machteld, seiner holdseligen Tochter, mit seinen Edelknaben, Junkern, Knappen und Reisigen und seinem ganzen Gesinde, worunter der allgemeine Liebling Anne-Mie war, ein Mägdlein aus adeligem Geschlecht und Dienerin des Fräuleines Machteld.
Von dem, was von der Arbeit seiner Bauern kam, nahm der Herr von Heurne nur das Beste.
Und die Bauern sagten, es sei eines gerechten Mannes Art, nur seine Notdurft zu nehmen, wo er hätte alles wegraffen können.
Auf dem andern Schlosse sass Herr Halewijn der Böse mit Vater, Bruder, Mutter und Schwester und dem ganzen Anhang seiner Räuber...