Das alte Fräulein
Diese Erzählung wurde von Hans Walter im Herbst 1941 geschrieben.
Fritz Deringer Uetikon zeichnete die Illustrationen.
"Dans tout ce qui est oubli sur la terre, il y a un peu de la mort". Auch das alte Fräulein, von dem Hans Walter erzählt, ist in Vergessenheit geraten: Die treue stille Erzieherin jener Generation der Familie Andrist, die nun selbst wieder Kindert hat, hatte neben der jungen Frau keinen Platz mehr im Hause. Es wurde ihr ein Zimmer in der Gärtnerwohnung angewiesen.
Melanie, das alte Fräulein, von dem Hans Walter erzählt, sitzt einsam am Fenster ihres kleinen Zimmers und schaut an einem milden Septembernachmittag in den Garten hinunter, wo die jüngsten Kinder der Familie Andrist mit ihrer neuen Erzieherin spielen. In der Familie, der sie ihr ganzes Leben geweiht hat, längst überflüssig geworden, steigen ihr bei diesem Anblick die Bilder der eigenen Vergangenheit auf.
Die Erscheinung des neuen, jungen Fräuleins gemahnt sie an jene fernen Tage, da sie selbst zum erstenmal in die Familie kam, und während sie dasitzt und nachsinnt, ersteht ihr unbeachtetes, selbstloses Leben Bild für Bild, immer von neuem durch das Aufklingen der Gegenwart unterbrochen.