Die Kunst - Sammlung Illustrierter Monographien / Siebenundvierzigster Band
FÉLICIEN ROPS von FRANZ BLEI
Leseprobe: MAN KÖNNTE EINWENDEN: BEI
der ratlosen Unsicherheit des deutschen Geschmackes in künstlerischen Dingen wäre es nötiger, von grösseren weil eindringlicheren Beispielen ein Wort zu sagen und immer wieder zu sagen, um durch die etwaige Sicherung einiger Stabiler Elemente der Künste dem Kunstbetrachter und Laien zu etwas Beruhigung in seinem Geniessen und Meinen zu verhelfen, dass dieses nicht fortwährend nervös von dem wortreichen Streit um die Tagesparole erzittere, sich vielmehr sinnvoll in das Ganze einer kulturellen Lebensführung schliesse; und es hätte die lebhafte Verteidigung einer guten aber expoierten Sache oft nur diesen schlimmen Erfolg, dass mancher sich ihrer als falscher Freund annimmt und damit den andern das Wort dazu schwer macht.
Darauf möchte man etwas antworten: Bei der heutigen Art unserer Kunstschriftstellerei, die mit wenigen Ausnahmen aus ästhetischer Ratlosigkeit psychologisch, historisch, dichterisch, ja sogar patriotisch wird, da dürfte es vielleicht eher gelingen, aus einer komplizierten Erscheinung das einfache zu lösen und dafür zu gewinnen, als das man es vermöchte, einfaches am einfach aufzuweisen und dafür einzunehmen.