In Frakturschrift
Novellen von Ricarda Huch und einem Nachwort von Werner von der Schulenburg
Leseprobe: Im Küchengarten des Kapuzinerklosters in München gingen zwei der vornehmsten Väter, Pater Gumppenberg und Pater Wildgruber, in ernstlichem Gespräch über die schweren Zeitläufe zwischen den an Stangen hochgezogenen Bohnen auf und nieder. "Es tut nicht gut," sagte Pater Gumppenberg; "wenn die Frau stärker ist als der Mann, im Bürgerhause so wenig wie auf dem Fürstenthrone, das habe ich immer gesagt und darum die savoyische Heirat widerraten.
War es nicht vorauszusehen, dass sie mit ihren welschen Dienern und ihrer welschen Pracht einjedes bei unserem guten Herren durchsetzten würde?"
Es hatte nämlich vor einigen Jahren der Kurfürst Ferdinand Maria die schöne, stolze und kluge Henriette von Savoyen geheiratet, die zwar in kirchlicher Gesinnung niemandem nachstand, aber den Bedarf dazu von jenseits der Alpen in Gestalt verschiener Geistlicher italienischer und französischer Herkunft mitgebracht hatte, unter denen ihr Beichtvater Filiberto aus dem Orden der Theatiner der hervorragendste war.
"Der Anstand würde erfordern," fuhr Pater Gumppenberg fort, "dass diese Fremden sich in die Gebräuche unseres Landes zu schicken suchten; anstatt dessen fahren sie naserümpfend daher wie Eroberer und möchten das wohlerprobte einheimische WEsen mit ihrem scheckigen Tändelkra austapezieren.