In Frakturschrift
Pfarrer Hirsekorns Zuchthausbrüder - eine menschliche Geschichte von Fritz Philippi
Philippi war neben seinem Seelsorgeramt als Schriftsteller tätig. Er schrieb Gedichte, Dramen und Erzählungen, veröffentlichte Predigten, nahm zu Zeitfragen Stellung und scheute auch die Kritik an seinen Kirchenoberen nicht. Wenn auch in vielen seiner Werke das Verhältnis des Menschen zu Gott thematisiert wird und ein Pfarrer als Protagonist auftritt, war er kein religiöser Dichter im engeren Sinn. In seinen kürzeren Prosastücken aus der Breitscheider Zeit beschreibt er die Lebensbedingungen der Landbevölkerung im Hohen Westerwald an der Schwelle des Industriezeitalters. Kleine Bauern, Erdbäcker, Wanderarbeiter und Bachmüller, Sonderlinge und religiöse Schwärmer sind die Hauptakteure in Handlungen, deren Dramatik sich aus der Härte des Alltags entfaltet, aus dem Daseinskampf inmitten einer Region, die wegen ihrer Unwirtlichkeit verächtlich als "Nassauisch Sibirien" abgetan wurde. Philippi schildert Land und Leute mit realistischen, bisweilen auch expressionistischen Stilmitteln und psychologischem Scharfblick. Auch seine Erzählungen aus dem Zuchthaus von Diez, wo ab 1904 die Häftlingsbetreuung zu seinen Aufgaben als Pfarrer von St. Peter gehörte, zeigen seine Gabe, Not und Hoffnung der Menschen zur Sprache zu bringen, ohne je einen moralisierenden oder platten Ton anzuschlagen. Die kritische Liberalität seiner Einstellung zu Strafjustiz und Strafvollzug und sein humanistisches Menschenbild erheben ihn dabei über die herrschende Meinung der damaligen Zeit