«Zugegeben, diese Sammlung von Texten unterscheidet sich von dem, was ich früher publizierte. Und vielleicht ist es schon eine Frage der eigenen Jahreszahl, dass ich mir ihre Veröffentlichung erlaube.»
Was so halb entschuldigend klingt, darf getrost ironisch gelesen werden: Laure Wyss' lyrische Prosa besitzt eine geschmeidige Kraft, die den Dingen an ihr Innerstes rührt. Der Abschied vom Kind, ein alter Eukalyptusbaum, eine Tramfahrt oder der Tote am Strand — in allem leuchtet die leise und doch beharrlich gestellte Frage nach der eigentlichen condition humaine auf. Was sind wir? Wozu sind wir? Und wohin gehen wir? Bewältigung des Daseins, Natur und Tod sind vor allem die Themen, die als wehmütige Klagegesänge oder auch als schelmisch-zärtliche Liebeserklärungen in immer neuen Facetten wiederkehren. Die Autorin nähert sich ihnen mit dem Urvertrauen in die Sprache, sie zu fassen:
«Nein, Buchstaben sind tauglich
setz sie zusammen
such ihren Sinn neu
nimm ihn genau
bezeichne was da ist
und was erlebt wurde
und grausam erlitten
gestern und morgen und heute.»