Es ist wert, das Phänomen Roderer oder Rodi, wie er genannt wird, in seinem sechzigsten Lebensjahr einmal näher zu betrachten. Ist dieser 'halbakademische Appenzeller mit dem Mona-Lisa-Lächeln' ein naiver, herzensguter Mensch, von dessen herzlicher Ausstrahlung das Publikum immer wieder von neuem beglückt wird, oder ist er ein Bauernschläuling, der seit über 20 Jahren allen Theaterkrisen zum Trotz ein raffiniertes Erfolgsrezept in der Tasche hat? Seit er selbständiger Theaterunternehmer ist, kennt Roderer nur volle Häuser. Er hat alle seine Erfolge als Zugpferd sozusagen im Alleingang erziehlt, so dass man sich fragen muss, wie es möglich ist, dass ein Mensch, der am Rande der totalen Unauffälligkeit zwischen uns lebt, eine so enorme Kraft und Stabilität in sich hat, die seinen Erfolg zur Selbstverständlichkeit macht und dem es zur Gewohnheit geworden ist, allabendlich Begeisterung und Applaus in reichstem Masse entgegenzunehmen.