Beschreibung
Den Erfolg ihrer protokollarischen Lebensbeschreibungen von Frauen in der DDR konnte Maxie Wander nur noch zum Teil erleben; sie starb im November 1977, 44jährig, an Krebs. Dass sie eine wache, vorurteilslose, empfindsam am Geschick anderer teilnehmende Frau war, liessen ihre Lebensbeschreibungen, wenn auch nur indirekt, spüren. Nun hat ihr Mann, Fred Wander, eine Auswahl aus ihren Briefen und Tagebüchern herausgegeben, und der Eindruck vertieft sich: Das war eine ausserordentliche Frau, offen ihren eigenen Gefühlen und darum bedingungslos ehrlich sich selbst gegenüber, ihre Umwelt vorbehaltlos erfahrend. Nicht nur darum hat diese Auswahl aus über tausend Briefen und Tagebuchblättern ihren einzigartigen Wert, sondern auch als Erlebnisbericht einer Krebskranken. Maxie Wander hat über die einzelnen Stationen ihrer Krankheit berichtet, über ihre Mutlosigkeit nach der Brustoperation, ihr Bedürfnis nach ehrlichen Gesprächen mit den Ärzten, die ihre Ohnmacht mit Fachfloskeln tarnten. Es lässt sich nicht ausmachen, was stärker bewegt: die Aufzeichnungen einer Frau, die weiss, dass sie sterben muss und die das Leben bis zum letzten Atemzug heiss liebt, oder die erfrischenden Schilderungen des Alltags; wie leicht und klärend, nicht verletzend sie zum Beispiel mit ihrem Mann über einen Seitensprung reden kann!
Die Auswahl aus Maxie Wanders Nachlass ist ein kostbares Stück Literatur, das Zeugnis eines Menschen, der sich auch im Leiden nicht abkapselt, sondern intensiv erlebt.