Saint-Exupéry war kaum vier Jahre alt, als sein Vater starb. Mit um so grösserer Liebe hing er daher an seiner Mutter und ist ihr auch sein ganzes Leben hindurch in einer aussergewöhnlich zartfühlenden, besorgten und dankbaren Anhänglichkeit verbunden geblieben. Nirgends kommt dies schöner zum Ausdruck als in den nahezu hundert hier vereinten Briefen, denen die Empfängerin eine in mütterlich-warmen Worten gehaltene Einleitung vorausschickt. Der erste stammt von dem zehnjährigen Schüler des Jesuitenkollegs in Le Mans, den letzten schreibt er als Major der Fernaufklärergruppe 2/33 im Monat seines Todes, der die etwas traurige Frage enthält: "Wann wird es endlich möglich sein, denen, die man liebt, dies zu sagen?" Dazwischen liegt ein erfülltes Leben, reich an beglückenden Erlebnissen und Begegnungen, aber auch reich an Schwierigkeiten und Hindernissen, an Not und Gefahr - ein Leben der Liebe, das sich in diesen Briefen deutlicher und unmittelbarer wiederspiegelt als in umfangreichen Biographien. Was immer ihn auch bewegt, die vielen kleinen und grossen Sorgen - der Mutter vertraut er alles an, bei ihr sucht und findet er Verständnis, Trost und Hilfe. Rückhaltlose Offenheit und das Verlangen des Schreibers nach Klarheit über sich selbst lassen diese Briefe zu einem einmaligen Zeugnis von Saint-Exupérys innerer Entwicklung werden.